Albert Camus stammte aus einer Familie, die seit 1871 in Algerien ansässig war. Er hatte französische Wurzeln väterlicherseits und spanische mütterlicherseits. Sein Geburtsort war ein Weingut in der Siedlung Saint-Paul (arabisch Chebaita Mokhtar) 8 km vom Zentrum der Stadt Mondovi entfernt. Dorthin war Lucien Camus, sein Vater, ein ungelernter Fuhrmann, kurz vor der Geburt Alberts von seiner im Weinanbau tätigen Firma aus Algier geschickt worden, um als Kellermeister zu arbeiten.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er zur französischen Armee eingezogen und in der Schlacht an der Marne 1914 verwundet. Im Oktober desselben Jahres starb er in einem Lazarett in Saint-Brieuc in der Bretagne. Daraufhin zog seine Ehefrau mit ihren beiden Söhnen, Albert und dem älteren Lucien, zu ihrer verwitweten Mutter in das Kleine-Leute-Viertel Belcourt in Algier. Dort trug sie zusammen mit ihrem unverheirateten sprachbehinderten Bruder, einem Böttchergesellen, zuerst als Fabrikarbeiterin, später als Reinigungskraft zum Unterhalt der Familie bei, die unter der strengen Obhut der Großmutter stand.
Nach dem ersten Teil des Baccalauréats erkrankte Camus 1930 an Tuberkulose und wurde mehrere Monate in einem Sanatorium in Südfrankreich behandelt.
Mit dem Abschluss dieser Arbeit im Jahr 1936 begann Camus’ Entfremdung von Simone Hié, die morphiumsüchtig war und ein ausschweifendes Leben mit häufig wechselnden Liebhabern führte, während Camus sich dem Schreiben widmen wollte.
Um seine Ehe zu retten, unternahm das Paar eine Europareise. Besonders in Prag hielt es sich längere Zeit auf, da Camus sich sehr für Franz Kafka interessierte. In Salzburg entdeckte er, dass seine Frau eine Liebesbeziehung zu ihrem Arzt unterhielt, der sie mit Drogen versorgte. Camus trennte sich endgültig von ihr und zog zu seinem Bruder, Lucien, während Hié ins Haus ihrer Mutter zurückkehrte. Bis an sein Lebensende unterstützte Camus Simone Hié finanziell und blieb mit ihr in Verbindung.[7]
Ein weiterer persönlicher Schlag war, dass er wegen seiner Tuberkulose nicht zu den Prüfungen (Concours) für die Agrégation zugelassen wurde und sich somit von einer Einstellung als beamteter Gymnasiallehrer ausgeschlossen sah.
Vielmehr benutzte er es von 1938 an als Material für L’Étranger, einen politisch motivierten Roman über einen durchschnittlichen jungen Algerienfranzosen namens Meursault.[8]
Obwohl Camus nur von einem Hilfsjob im meteorologischen Institut von Algier lebte, schlug er 1938 einen Posten als angestellter Lehrer in einer algerischen Kleinstadt aus, vielleicht auch deshalb, weil er sich gerade mit seiner späteren zweiten Frau liiert hatte, der Studentin und späteren Mathematiklehrerin Francine Faure.
Über seinen Freund Pascal Pia erhielt Camus eine Stelle als Reporter bei der neuen linken Zeitung Alger républicain.
Als im September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach und die Zensur eingeführt wurde, lagen Camus und seine Zeitung ständig im Streit mit den Behörden. Anfang 1940 stellte Alger républicain ihr Erscheinen ein. Camus musste sich, nachdem er von seiner ersten Frau geschieden worden und Francine Faure am 3. Dezember 1940 in Lyon geheiratet hatte, von dieser ernähren lassen.
Kurz bevor die deutschen Truppen in Paris einmarschierten, flüchtete Camus mit der Redaktion seiner Zeitung nach Clermont-Ferrand und bald weiter nach Lyon, wo er den Waffenstillstand am 22. Juni und die Anfänge des neuen État français unter Marschall Pétain erlebte.
Im Juni 1944 begegnete er in Paris der spanischen Schauspielerin Maria Casarès und verliebte sich in sie. Camus wohnte zu dieser Zeit zur Untermiete in André Gides Wohnung in der Rue Vaneau. Über seine Beziehung zu Casarès und ihren intensiven Briefwechsel erschien 2021 ein mehr als 1500 Seiten umfassendes Buch.[9]
Nach der Befreiung Frankreichs kam Francine, Camus' Frau, von Algier nach Paris, um bei ihm zu bleiben. Im September 1945 brachte sie Zwillinge, Catherine und Jean, zur Welt, wurde jedoch in den folgenden Jahren depressiv und unternahm zwei Suizidversuche. Am 6. Juni 1948 begegnete Camus auf dem Boulevard Saint-Germain erneut Maria Casarès, die sich während der ersten Nachkriegsjahre zurückgezogen hatte, und setzte seine Liebesbeziehung zu ihr fort.[9]
1957 erhielt Camus den Literaturnobelpreis „für seine bedeutungsvolle Verfasserschaft, die mit scharfsichtigem Ernst menschliche Gewissensprobleme in unserer Zeit beleuchtet“.[10]
Am Nachmittag des 4. Januar 1960 starb Camus bei einem Autounfall als Beifahrer auf der Fahrt von Lourmarin nach Paris in der Nähe von Villeblevin. Der von seinem besten Freund, Michel Gallimard, einem Neffen von Camus’ Verleger, gelenkte Facel Vega FV geriet ins Schleudern, da ein Hinterreifen platzte, streifte einen Baum und prallte 13 Meter weiter mit der rechten Seite gegen eine Platane. Camus war sofort tot, Gallimard starb am 9. Januar 1960 in einem Krankenhaus an seinen Verletzungen. Die Insassen im Fond dagegen, Michel Gallimards Frau Janine und ihre Tochter Anne, überlebten beinahe unverletzt.[11] Am geplatzten Reifen wurden an der Innenseite erhebliche Beschädigungen festgestellt.[12]
Für Rupert Neudeck, den Begründer des Unternehmens Cap Anamur war Die Pest (La peste) eine „Bibel der NGOs“.[30]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen