Sonntag, 8. Dezember 2024
08.12.2024 - Vögel im Winter und Überleben und Futter & Amsel, Spatz, Meisen, Rotkehlchen etc.
08.12.2024 - Thomas Mann & Nobelpreis für Literatur 1929 & Tagebücher & Tod in Venedig (L. Visconti, 1971) etc.
Paul Thomas Mann (* 6. Juni 1875 in Lübeck; † 12. August 1955 in Zürich, Schweiz) war ein deutscher Schriftsteller und einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1929 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
Dem 1901 erschienenen ersten Roman Buddenbrooks folgten Novellen und Erzählungen wie Tonio Kröger, Tristan und Der Tod in Venedig. Der 1924 veröffentlichte Roman Der Zauberberg, mit dem er die Tradition des europäischen Bildungsromans fortführte, zeigt Manns Gestaltungskunst: Der Erzähler wahrt eine skeptisch-ironische Distanz zu den Figuren, typische Konstellationen[1] kehren leitmotivisch wieder, und es herrscht ein syntaktisch komplexer, anspruchsvoller Stil.
Stand er der westlichen Demokratie zunächst skeptisch gegenüber, wandelte er sich zu Beginn der 1920er Jahre zu einem überzeugten Verteidiger der Weimarer Republik. Während der nationalsozialistischen Herrschaft emigrierte er 1933 in die Schweiz und 1938 in die USA, deren Staatsbürgerschaft er 1944 annahm. Von 1952 bis zu seinem Tod lebte er wieder in der Schweiz.
Thomas Mann entstammte der angesehenen Lübecker Patrizier- und Kaufmannsfamilie Mann. Sein älterer Bruder Heinrich und vier seiner sechs Kinder, Erika, Klaus, Golo und Monika, waren ebenfalls Schriftsteller.
Aus der Ehe gingen außer dem Bruder Heinrich (1871–1950) noch die Geschwister Julia (1877–1927, Suizid), Carla (1881–1910, Suizid) und Viktor (1890–1949) hervor. Seine Kindheit hat Thomas Mann später als „gehegt und glücklich“ bezeichnet.
1891 starb Thomas Manns Vater an Blasenkrebs. In seinem Testament hatte er verfügt, Unternehmen und Wohnhaus in Lübeck zu verkaufen. Die Erlöse wurden angelegt, und deren Zinsen standen seiner Frau und den Kindern für ihren Lebensunterhalt zu.
Seine Schulzeit empfand er als stumpfsinnig. Schon früh begann er zu schreiben und beteiligte sich 1893 mit Prosaskizzen und Aufsätzen an der von ihm mit herausgegebenen Schülerzeitschrift Der Frühlingssturm. Einen Brief an Frieda L. Hartenstein von 1889 unterschrieb der Vierzehnjährige mit „Thomas Mann. Lyrisch-dramatischer Dichter“. 1894 verließ er als Obersekundaner vorzeitig das Katharineum zu Lübeck und ging nach München, wohin die Mutter schon ein Jahr zuvor mit den Geschwistern gezogen war.
Krafft Tesdorpf, der seit dem Tod des Vaters zum Vormund für die noch nicht volljährigen Kinder bestellt war, bestimmte, dass Thomas Mann nach dem Abgang von der Schule einen bürgerlichen Beruf ergreifen sollte. Thomas nahm deshalb eine Stelle als Volontär in einer Feuerversicherungsgesellschaft an, obwohl die Bürotätigkeit ihn langweilte.
1896 wurde er mit 21 Jahren volljährig und erhielt monatlich 180 Mark aus den Zinsen des väterlichen Vermögens, was ihm ein Leben als freier Schriftsteller ermöglichte.
Ab 1898 arbeitete er ein Jahr lang in der Redaktion des Simplicissimus. 1900 wurde er als „Einjährig-Freiwilliger“ zum Dienst im Münchner Leibregiment eingezogen. Seine militärische Laufbahn endete nach drei Monaten wegen Dienstuntauglichkeit, da es ihm durch Beziehungen seiner Mutter gelang, einen Oberstabsarzt dazu zu bewegen, bei ihm Plattfüße zu diagnostizieren, obwohl, wie er selbst an seinen Bruder Heinrich schrieb, „von einem Plattfuß gar nicht die Rede sein konnte.“[7] Dieses Erlebnis wird in der Musterungsszene in den Bekenntnissen des Hochstaplers Felix Krull widergespiegelt. Auch die Hauptfigur von Heinrich Manns Der Untertan wird wegen angeblicher Plattfüße ausgemustert.
Er lebte seine Homosexualität jedoch nicht aus, es blieb bei Schwärmereien für „Jünglinge“, die unter anderem in Der Tod in Venedig (Gustav von Aschenbach/Tadzio) und im Felix Krull (Lord Kilmarnock/Krull) ihren Niederschlag fanden.
Mit dem Entschluss, Katia Pringsheim zu ehelichen, entschied er sich für ein „geordnetes“ Leben und heiratete in eine der angesehensten Familien Münchens ein. Katia zögerte zunächst, sodass die Ehe erst am 11. Februar 1905 geschlossen wurde.
Mit Katia hatte er sechs Kinder: Erika (1905–1969), Klaus (1906–1949, Suizid), Golo (1909–1994), Monika (1910–1992), Elisabeth (1918–2002) und Michael (1919–1977, vermutlich Suizid).
1912 äußerten Ärzte bei Katia Mann den Verdacht auf Tuberkulose, was einen längeren Sanatoriums-Aufenthalt in Davos erforderlich machte. Thomas Mann war, als er sie dort besuchte, angetan von der Atmosphäre des Sanatoriums, der Klientel und von Katias Schilderungen über sie. Diese Eindrücke inspirierten ihn zu dem Roman Der Zauberberg, den er 1913 begann, ...
Demokratie und Humanität, so Mann, seien eins, und da der Mensch dem Prinzip der Humanität folgen solle, habe er also nach einem demokratischen Zusammenleben zu streben.
Das Preisgeld betrug 200.000 Reichsmark. Einen Teil davon verwendete Mann, um die Schulden seiner Kinder Klaus und Erika nach ihrer Weltreise zu tilgen. Außerdem wurden davon der Bau des seit 1996 als Thomas-Mann-Kulturzentrum gepflegten Sommerhauses in Nidden auf dem zu Litauen gehörenden Teil der Kurischen Nehrung und zwei Autos finanziert, der Rest angelegt. Schon in Stockholm hatte ein Journalist den Manns nahegelegt, das Geld „draußen stehenzulassen“, aber sie verstanden nicht, weshalb. Als sie 1933 aus Deutschland emigrierten, verloren sie einen großen Teil ihres Vermögens, namentlich ihren Immobilien- und anderen Sachbesitz.
Dann reisten die Manns zu einem Winterurlaub in der Schweiz; sie waren Stammgäste in Arosa und logierten im Waldhotel Arosa. 1914 und 1926 war Katia im Waldsanatorium, dem späteren Waldhotel, zur Kur gewesen. Die Ferientage im März 1933 in Arosa wurden die ersten Tage der Manns im Exil.[17]
Die Bayerische Politische Polizei (BPP) durchsuchte Manns Haus in München und beschlagnahmte das Haus nebst Inventar sowie das Bankkonto.[18][19] Reinhard Heydrich, der die BPP de facto leitete, schrieb am 12. April 1933 an Reichsstatthalter von Epp:
„Diese undeutsche, der nationalen Bewegung feindliche, marxistische und judenfreundliche Einstellung gab Veranlassung, gegen Thomas Mann Schutzhaft zu erlassen, die aber durch die Abwesenheit dessen nicht vollzogen werden kann.“[20]
Am Tag der Bücherverbrennung, dem 10. Mai 1933, wurde Thomas Mann aus dem Münchener Literaturbeirat ausgeschlossen. Seine Werke blieben von der Bücherverbrennung verschont, nicht jedoch die seines Bruders Heinrich und seines Sohnes Klaus.[21]
Zu finanziellen Engpässen kam es nicht, weil die Familie rechtzeitig einen erheblichen Teil des Nobel-Preisgeldes und Bargeld aus Deutschland in die Schweiz transferiert hatte.
Allerdings nutzten die Finanzbehörden die Gelegenheit, um in München sein Haus einschließlich Inventar zu beschlagnahmen. Sie behaupteten, aus Verlagsverträgen ergebe sich, dass Mann für die Jahre 1929 und 1930 noch erhebliche Steuern zahlen müsse.
In den Jahren 1943 bis 1947 – unterbrochen 1946 durch eine Lungenkrebserkrankung, die in Chicago operativ behandelt wurde – arbeitete Mann an Doktor Faustus.
Im Juli 1955 hielt sich das Ehepaar im niederländischen Seebad Noordwijk in Südholland auf. Am 18. Juli erwähnte Thomas Mann seiner Frau gegenüber erstmals einen ziehenden Schmerz im linken Bein, der ihm „kürzlich angeflogen“ sei und nun beginne, ihm lästig zu fallen. Die hinzugezogenen Ärzte diagnostizierten eine Beinvenenthrombose und verordneten Bettruhe. Am 23. Juli kehrte er vorzeitig zur weiteren Behandlung nach Zürich zurück. Im Kantonsspital besserte sich sein Zustand kurzfristig. Voller Vorfreude auf seine Rückkehr nach Kilchberg schrieb er an Theodor W. Adorno: „Pazienza! Es ist ja Zauberberg-Zeit, in die ich eingetreten bin.“ Jedoch folgte innerhalb von Tagen eine stetige Verschlechterung: Er verlor an Gewicht und litt zunehmend unter Kreislaufschwäche. Am 12. August 1955 starb Thomas Mann achtzigjährig im Zürcher Kantonsspital an einer Ruptur der unteren Bauchschlagader (Aorta abdominalis) infolge von Arteriosklerose.
Thomas Mann hat sein Leben lang Tagebuch geschrieben. Nach seiner überstürzten Emigration in die Schweiz blieben die Tagebücher 1933 in München zurück, und Thomas Mann fürchtete, dass sie den Nationalsozialisten in die Hände fallen würden. Die Tagebücher wurden in einer abenteuerlichen Aktion von seinem Sohn Golo in die Schweiz gerettet. Alle Tagebücher aus der Zeit vor März 1933 hat Thomas Mann im Mai 1945 im Garten seines Wohnhauses in Pacific Palisades verbrannt.
Der jüngste Sohn Michael Mann schien unter der in den Tagebüchern deutlich werdenden negativen Einstellung seines Vaters ihm gegenüber besonders gelitten zu haben. Ob sein Tod zum Jahreswechsel 1976/1977 mit seiner Arbeit an den Tagebüchern seines Vaters in Zusammenhang steht, ist umstritten.[59]
- 1971: Tod in Venedig – Regie: Luchino Visconti (mit Dirk Bogarde als von Aschenbach)